LEBEN MIT BLITZEN – INFOS UND TIPPS ZUM RICHTIGEN VERHALTEN BEI GEWITTER

So faszinierend oder gar atemberaubend schön das Naturschauspiel Gewitter auch sein mag: Vielen Menschen macht es schlichtweg Angst, wenn es draußen blitzt und kracht. Nicht ganz zu Unrecht, denn jedes Jahr kommen zahlreiche Menschen und Tiere durch Blitze zu Schaden. Die meisten dieser Unfälle passieren jedoch durch Unwissenheit und falsches Verhalten.

Damit Sie auf der sicheren Seite sind, hier die „Basics“ rund ums Thema Gewitter sowie Verhaltenstipps von Ihrem Blitzschutz-Fachmann, der Firma Mayer & Sturm, Wiesabden.

Ein wenig Physik vorab

Tagtäglich umzucken etwa 25 Millionen Blitze die Erde. Allein in der Bundesrepublik Deutschland verzeichnet man etwa 1 Million Einschläge pro Jahr und, statistisch gesehen, wird jeder Quadratkilometer im Schnitt pro Jahr zwei- bis dreimal von einem Blitz getroffen.

Ein Blitz ist nur wenige Zentimeter dick, doch seine Energie ist gigantisch: Mit einer Temperatur von 30 000 Grad Celsius leuchtet jeder Meter des Blitzes so hell wie 1 Million 100-Watt-Glühbirnen.

Blitze haben ihren Ursprung in Gewitterzellen, die mehrere Kilometer Durchmesser erreichen können. Im Zentrum der Gewitterzelle herrscht ein starker Aufwind, der für eine Trennung in positive (am Boden) und negative (in der Wolke) elektrische Ladung sorgt. Die daraus unweigerlich folgende elektrische Entladung, das ist der Blitz. Ein und dieselbe Gewitterzelle ist höchstens 30 Minuten aktiv, bevor sie in sich zusammenfällt, und erzeugt in dieser Zeit etwa zwei bis drei Blitze pro Minute.

Wenn es 10 Sekunden nach dem Blitz noch nicht gedonnert hat, können Sie aufatmen: Das Gewitter tobt in einer sicheren Entfernung von etwa 3 Kilometern. Gefährlich wird es, wenn der Donner bereits nach weniger als 5 Sekunden grollt. Das bedeutet nämlich, dass das Unwetter gerade mal 1,5 Kilometer entfernt niedergeht. Denn der Lichtschein des Blitzes ist etwa 900 000-mal schneller als der relativ träge Schall, der „nur“ etwa 330 Meter pro Sekunde schafft. Im Klartext: Sie zählen die Sekunden zwischen Blitz und Donner, teilen diese dann per Faustregel durch 3 und erhalten so die Entfernung in Kilometern.

Einige Beispiele:

  • 9 Sekunden: 3 = 3 Kilometer (Entspannen Sie sich, noch droht keine Gefahr!)
  • 6 Sekunden: 3 = 2 Kilometer (Das Gewitter kommt näher; jetzt schon mal überlegen, was gleich zu tun ist.)
  • 3 Sekunden: 3 = 1 Kilometer (Jetzt wird’s langsam gefährlich – doch Sie sind gewappnet durch die Verhaltenstipps von Ihrem Blitzschutz-Fachmann!)
  • 1 Sekunde: 3 = 0,3 Kilometer = 300 Meter (Kopf einziehen, es ist direkt über Ihnen! Doch Sie bleiben cool und beherzigen die Expertentipps.)

Blitzschnell lebenswichtige Entscheidungen treffen

Draußen in der Natur ist man bei Gewitter am meisten gefährdet. Deshalb ist bei Gewitterlage ein Blick zum Himmel angesagt: Anzeichen für aufziehende Gewitter sind Haufenwolken, die wie Blumenkohl oder Zuckerwatte aussehen und sich zu Wolkentürmen entwickeln können. Auch Schwüle mit aufkommendem Wind, Donner, Wetterleuchten und fallender Luftdruck deuten auf ein herannahendes Gewitter hin.

In Feld und Wald In der freien Natur lauern bei Gewitter vor allem zwei Gefahren: Erstens wenn Sie der höchste Punkt im Gelände sind und zweitens wenn der Blitz in unmittelbarer Umgebung einschlägt und indirekt wirkt, das heißt, der Strom im Boden sich nach allen Seiten rasch ausbreitet und einen gefährlichen Spannungstrichter bildet.
Expertentipp: Niemals ausgestreckt auf den Boden legen, sondern immer in die Hocke gehen, die Füße dicht nebeneinander stellen, den Kopf einziehen und mit den Armen die Beine umschlingen. Und vor allem: Sich möglichst weit von einem eventuellen Fahrrad entfernen, weg mit dem Schirm und mindestens 5 Meter Abstand zur nächsten Person halten! Und vergessen Sie schnellstens den wohlmeinenden, aber lebensgefählichen Rat unserer Großeltern: Man solle Buchen suchen und Eichen weichen. Im Klartext: Es gilt nicht nur den Eichen zu weichen, sondern auch den Buchen und allen anderen Bäumen und hoch aufragenden Gegenständen (Stichwort: Hochsitz)! Denn dem Blitz ist es egal, wen oder was er trifft, Hauptsache, es ist „herausragend“.

Im Gebirge Damit Sie gar nicht erst in Gefahr geraten: Wetterbericht hören, Ortskundige fragen, den Himmel beobachten. Falls es Sie doch erwischt: Möglichst eine Schutzhütte aufsuchen oder zumindest eine Höhle als Unterschlupf.
Expertentipp: Runter vom Gipfel, keinesfalls den höchsten Punkt bilden! Kontakt mit feuchten Felswänden vermeiden. Mindestens 5 Meter Abstand halten von Haken, fixen Metallseilen, Leitern oder Ähnlichem!

Auf dem Wasser Schwimmen oder Durchs-Wasser-Waten ist bei Gewitter lebensgefährlich, zumindest drohen Lähmungen. Dazu muss der Blitz noch nicht einmal direkt neben ihnen einschlagen. Auch Angler, Surfer, Bootsinsassen sind extrem gefährdet (Stichwort: Mensch als höchster Punkt).
Expertentipp: Möglichst sofort raus aus dem Wasser, ab an Land und einen sicheren (!) Unterschlupf suchen! Wenn es Sie als Surfer weit draußen überrascht: Mast inklusive Segel waagerecht umlegen und auf dem Brett in Hockstellung gehen. Für Bootsinsassen gilt: Niemals aufrecht auf Deck stehen (stattdessen: Hockstellung oder ab unter Deck), keine Gegenstände aus Metall berühren (zum Beispiel Wanten und Stagen). Durch diese Vorsichtsmaßnahmen wird die Gefahr zwar nicht gebannt, aber gemindert.

Beim Sport im Freien Sportler und Zuschauer sind gleichermaßen gefährdet. Überdachte Tribünen und Schutzhütten bieten nur dann Sicherheit, wenn sie mit einer Blitzschutzanlage versehen sind. Offene Tribünen, Sport-/Golfplatz, ungesicherte Hochsitze sind gefährliches Gelände (Stichwort: Mensch oder Baum als höchster Punkt)!
Expertentipp: Von Licht- und Fahnenmasten mindestens 5 Meter Abstand halten. Und schnell weg mit Schirm, Golfschläger (Metall!) oder Schwenkfahne! Auch hier lautet die Devise: Ab in die Hocke!

Im Auto Endlich ein sicherer Ort! Der PKW/LKW schützt als Faradayscher Käfig die Insassen wirksam vor dem Blitz.
Expertentipp: Falls Ihnen noch die Zeit bleibt: Sicherheitshalber Radio- und Funktelefonantennen einziehen. Und erst wenn zwischen Blitz und Donner etwa 6 Sekunden vergangen sind, das sichere Gefährt wieder verlassen.

Zelt und Wohnwagen Das Zelt wirkt im Gegensatz zum Auto leider nicht als Faradayscher Käfig, der Wohnwagen mit Metallrahmen und das Wohnmobil hingegen sehr wohl.
Expertentipp: Das Zelt nie in unmittelbarer Nähe von Masten und Stangen, am Waldrand oder unter einzelnen Bäumen aufschlagen. Relativ sicher ist’s bei Gewitter hingegen mitten im Wald (der Blitz „sieht“ dort quasi vor lauter Bäumen das Zelt nicht). Und: Hände weg von den Zeltstangen (Stichwort: Metall)!

Im Flugzeug Trifft ein Blitz ein Flugzeug am Boden oder in der Luft, passiert in der Regel nichts, weil die Flugzeughülle die Passagiere nach dem Faraday-Prinzip schützt. Die Turbulenzen während eines Gewitters sind meist viel gefährlicher als der Blitz selbst. Deshalb umfliegen erfahrene Piloten Gewitterfronten gern in sicherer Entfernung – oder starten gar nicht erst.

My home is my (safe) castle??

Wenn der Blitzschutz-Fachmann bereits vor Ort war, den vorhandenen Schutz geprüft und für gut befunden oder das Gebäude außen und innen gegen Blitze abgesichert hat, dann können Sie entspannt zum Telefon greifen oder es sich in der Badewanne gemütlich machen, während draußen die Welt untergeht. Auch einer langen „Sitzung“ am PC oder vor dem Fernseher steht dann nichts im Wege.

Verrichten Sie hingegen die oben genannten Tätigkeiten „ungeschützt“, droht durchaus Gefahr. Fragen Sie also lieber den Fachmann, wie sicher Sie sich zu Hause fühlen dürfen.

Der Notfall: Blitzschnell, aber besonnen reagieren!

Blitzopfer können Nerven- und Muskellähmungen, Seh- und Hörstörungen sowie einen erhöhten Blutdruck aufweisen. Herzstillstand droht, wenn der Verletzte bewusstlos ist und möglicherweise Krämpfe hat. Die Atmung geht dann schleppend, der Pulsschlag ist kaum mehr tastbar, die Pupillen sind stark erweitert.

Hier ist schnelles Handeln gefragt: Umgehend die 110 wählen und dem Notdienst die Umstände kurz schildern (Wo? Was? Wer?).

BLITZSCHUTZ